Mensch Steffi
Meine Familie
Gordon habe ich damals über eine Internetplattform kennengelernt. Er hatte mich angeschrieben und wir verabredeten uns am 18. Juni 2002 zum Kinobesuch („Spiderman“ – Gordon hasst eigentlich Superhelden und Sci-Fi-Filme) in Hennigsdorf. Es hat auch gleich gefunkt. Am 24. Juni 2002 feierten wir gemeinsam Gordons 30. Geburtstag an der Ostsee. Da hat er mir das erste Mal von seinem kranken Sohn Marvin erzählt. Er leidet seit seiner Geburt an einer seltenen Tumorerkrankung im Gehirn. Im Jahr 2000 wurde Marvin das erste Mal operiert. Damals war er erst 3 Jahre alt.
Als Marvin dann im August 2002 erneut zusammenbrach und operiert werden musste, trennte sich Gordon von mir. Nach einer Woche kamen wir wieder zusammen, weil er erkannte, wie sehr ich ihn liebte und unterstützte. Im September ging es dann zum ersten gemeinsamen Urlaub in die Türkei. 2003 haben wir uns verlobt und machten eine Verlobungsreise in die Dominikanische Republik. Am 22. Mai 2004 heirateten wir im Standesamt in Nauen mit darauffolgender Zusammenführung in der Kirche in Kremmen (da nur Gordon evangelisch war). Es gab eine ausgelassene Feier in der Museumsscheune und anschließende Flitterwochen erneut in der Dominikanischen Republik. Seitdem ich Gordon kenne, habe ich um Gordons Sohn Marvin gekämpft, damit er endlich hälftig bei uns leben konnte und seit 2015 nach der 10. Klasse dann komplett bei uns war. Unsere gemeinsame Tochter Melina kam am 15. November 2010 zur Welt und unser Familienglück war komplett.
Gordon übernahm 2005 die Firma seiner Eltern und ich habe ihn immer tatkräftig unterstützt.Seit dem Tod von Schwiegervater Gerd in 2016 habe ich die Buchhaltung in der Firma übernommen.
2014 bin in die Kommunalpolitik gegangen und Gordon hat mir immer den Rücken freigehalten und sich um Melina gekümmert, wenn ich nicht da war. Dafür war ich ihm unendlich dankbar. Wir waren stolz aufeinander und haben uns immer gegenseitig unterstützt.
Wir sind in all den Jahren als Familie viel gereist. Unsere schönsten gemeinsamen Urlaube waren eine Kreuzfahrt mit der AIDA zu den Kanaren und Madeira im Februar 2023 sowie eine Katamaransegeltour in der Karibik.
Erster tiefer Einschnitt: Tod meiner Schwiegereltern
Der Verlust meiner Schwiegereltern hat uns sehr getroffen und mich noch lange beschäftigt. Mein Schwiegervater Gerhard, kurz Gerd, war immer präsent, weil er für die Firma gelebt hatte. Anfang 2004 war ich mit meiner Schwiegermutter Gabriele und Mutter noch gemeinsam auf der Hochzeitsmesse. Kurz darauf wurde meine Schwiegermutter in Berlin-Buch aufgrund eines Gehirntumors operiert und erlitt im Nachgang zwei schlimme Hirninfarkte. Daraufhin war sie nicht mehr der Mensch, der sie einmal war, sondern nur der Schatten ihrer selbst. Sie wurde zuhause gepflegt, so dass Gerd tagsüber Gordon in der Firma unterstützen konnte. Im März 2016 nach einem Monat Rente erhielt Gerd die niederschmetternde Diagnose Krebs. Er wurde operiert und es kam zu Komplikationen. Gerd lag zunächst mehrere Wochen im Koma und begann dann eine Chemotherapie. Bei einer weiteren Untersuchung mit Komplikationen konnten die Ärzte ihn leider nicht mehr retten. Er starb am 10. Juli 2016, wenige Monate nach seiner Rente und Diagnose. Meine Schwiegermutter konnte ab Mai 2016 in ein betreutes Wohnen einziehen und verstarb an Weihnachten 2016.
Diese Tragödie habe ich sehr lange nicht verwunden und tief getrauert, weil ich Gerd so sehr wünschte, seinen Ruhestand zu genießen. Beide Schwiegereltern haben ihr Leben lang für die Firma gearbeitet und hatten am Ende nichts davon. Dies ist einfach so ungerecht. Erst die Mutter-Kind-Kur in 2017 half mir, meine Trauer zu überwinden. Ich danke beiden für die wertvolle Zeit zusammen mit ihnen.
Zweiter tiefer Einschnitt: Tod meines Ehemanns Gordon
Wenn ich heute daran denke, wie Gordon im März 2021 die Diagnose Speiseröhrenkrebs am Eingang zum Magen bekam, strömen mir immer noch die Tränen über die Wangen. Es war der wohl schwärzeste Tag in unserem Leben, die Welt stand für uns einen Moment still.
Nach dem ersten Schock unterzog sich Gordon einer Chemotherapie, gefolgt von einer schwierigen Operation und einer erneuten Chemotherapie. Die Therapie dauerte ungefähr 9 Monate und schlug an. Im Leben zurück machte Gordon weiter wie vor der Erkrankung und es lieft zunächst gut. Doch im Dezember 2022 kam es erneut zu einem Rückfall. Der Schock saß tief. Nach der Entfernung des restlichen Magens im Februar 2023 keimte die Hoffnung, endlich krebsfrei zu sein.
Wir wollten das Leben feiern und buchten den nächsten tollen Urlaub. Doch im Sommer 2023 kam es zu weiteren schwerwiegenden Komplikationen. Ein letzter Versuch mit Chemotherapie scheiterte und hatte keinerlei Effekt mehr. Daraufhin ging es auch deutlich bergab mit seinem Zustand. Zum Glück konnte er mit Unterstützung durch Pflegedienste zu Hause gepflegt und betreut werden.
Trotz der schweren Erkrankung und seines Zustandes feierte Gordon im Dezember mit Familie, Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern das 75-jährige Bestehen seiner Firma. Der Zuspruch der Menschen war unglaublich.
Aber das Schicksal hatte andere Pläne mit ihm, Melina, Marvin und mir. Für mich war klar, dass egal wie schlimm es werden wird, ich Gordon bis zum Tod begleiten werde. Er starb am 23. Januar 2024 nach langem Kampf zuhause im Bett neben mir. In diesem Moment brach meine Welt zusammen. Seine letzten zwei Atemzüge haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. All die Bilder von der Intensivstation, der körperliche Verfall, diese Eindrücke sind schwer zu ertragen.
Ich habe die Liebe meines Lebens verloren. Mir fehlt es, neben ihm einzuschlafen und aufzuwachen, mit ihm über alles zu reden. Er war mein Seelenverwandter und er fehlt mir so sehr. Am 22. Mai 2024 hätten wir den 20. Hochzeitstag gefeiert. Ich danke Gordon für alles und trage ihn immer in meinem Herzen. Ich denke oft: Er passt jetzt vom Himmel aus auf mich auf und wie ich ihn kenne, feuert er mich an, weiterzumachen, so wie er es immer getan hat.
Steckbrief
- 44 Jahre alt, verwitwet, eine Tochter
- Promovierte Physikerin
- bis 2020 Wissenschaftlerin am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin
- seit 2021 Referentin für BVB / FREIE WÄHLER im Landtag Brandenburg
- Hobbys: Speedway, Kraftsport, Feuerwehr
Aktion
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